Die HAMBURG BLUES BAND ist in der deutschen Blues-Szene eine Institution. Es findet sich hierzulande kaum eine Blues-Band, die es in Hinsicht auf Bühnenpräsenz und Brillanz des Zusammenspiels mit dieser deutsch-britischen Formation aufnehmen könnte.  Bereits 1982 von Bandleader Gert Lange und dem leider 2004 verstorbenen Dick Heckstall-Smith gegründet, hat die HBB auch 2009 wieder ein exzellentes Line-up auf der Bühne. Neben dem sympatisch-schnoddrigen, mich persönlich vom Habitus etwas an UDO LINDENBERG erinnernden Gert Lange glänzt natürlich vor allem Clem Clempson, der zuvor bei HUMBLE PIE und COLOSSEUM in die Saiten griff, als Lead-Gitarrist. Großartig auch die Rhythm-Section, die den druckvoll powernden Drummer Hans Wallbaum (CHUCK BERRY, MMW) und den knurrigen Bass von "Bexi" Becker (LAKE) zusammenbringt. Für mich als gelernten Keyboarder ist natürlich immer wieder der britische Hammond-Virtuose Adrian Askew (ebenfalls LAKE) ein Erlebnis. Unglaublich, welche Soli er seiner Hammond B3 und seinem Nord Stage Keyboard zu entlocken weiß. "That was nice - very, very nice" meint dazu (Dauer)Gast-Sänger Chris Farlowe ein ums andere mal. Dieser ist natürlich eine Klasse für sich und Gert Lange weiß wohl ganz genau, was er an diesem Urgestein, der schon seit über 40 Jahren im Geschäft ist, hat. Diesen Mann, fast 69 Lenze jung, umgibt eine Aura, die augenblicklich zu fesseln vermag. Ob mit seinen Sangeskünsten oder den mit viel britisch-schwarzem Humor vorgetragenen Ansagen, Chris Farlowe ist stets der Held des Abends.

An diesem Donnerstag war die Festhalle Dudenhofens bei Speyer bestens gefüllt. Wie Adrian Askew nach dem Konzert zugab, hatten die HBBler niemals mit einem solch regen Besuch in diesem etwas verschlafenen Städtchen gerechnet. Nach dem Vorprogramm mit einem einheimischen Acoustic-Bluesman enterte die HBB  -bestens gelaunt (Dank des guten pfälzischen Rieslings)-  für ein erstes, acht Takes umfassendes Set ohne Chris Farlowe.  Das heftig rockende "Rockin' Chair" war ein grandioser Einstieg. Spätestens mit dem hinterher geschobenen HBB-Klassiker "Make My Day" war das Publikum "im Sack" - danach konnte einfach nichts mehr schief gehen! Beim knalligen Slow-Blues "Trouble Man" feuerten sich Adrain Askew und Clem Clemson die Soli nur so um die Ohren. Beeindruckend war auch wie immer der vierstimmige Satzgesang der HBB, der Gert Langes kehliges Organ bestens unterstützte. Natürlich wurde bei "Trouble Man" das Sax-Solo von Dick Heckstall-Smith schmerzlich vermisst. Dafür wurde dem an 2004 Krebs Verstorbenen der nächste Song ausdrücklich von Gert Lange gewidmet: "Back To The Bone" ist seine Hommage an den langjährigen Freund und Wegbegleiter. Mit diesem Song wurde ein ganzer Block neuerer Songs vom aktuellen Album "Mad Dog Blues" [siehe unser Review!] eingeläutet, bevor Chris Farlowe zum zweiten Teil die Bühne betrat.
Der FATS WALLER-Shuffle "Jealous Man (Crazy About My Baby)" diente als sehr traditioneller Einstieg für den alten Haudegen. Zu Farlows altem Rock'n'Roller "Don't Wanna Sing The Blues" fetzte die gesamte Band mit einer unglaublichen Spielfreude über die Bühne. Bärenstark war vor allem DELBERT McCLINTONs alte Funk-Nummer "Shaky Ground", die die Festhalle in ihren Grundfesten erschüttern sollte. Überhaupt wurde es mit zunehmender Spieldauer immer lauter, aber keineswegs unangenehm. Besonders schön war, dass die HBB Chris Farlowe die Möglichkeit bot, einiges Material von dessem aktuellen Album "Hotel Eingang" wie "Fog On The Highway" oder "Don't Wanna Love You", ein bezauberndes Duett mit Adrian Askew, zu bringen. Der olle SMALL FACES-Hit "All Or Nothing", vom Publikum begeistert mitgegröhlt, war der perfekte Höhe- und Schlusspunkt der Show.
Das hibbelige "Got What I Want" zeigte als erste Zugabe noch einmal Gert Lange als Lead-Sänger, bevor Chris Farlowe dann "Out Of Time", seinen übrigens von Jagger/Richards geschriebenen britischen Charts-Hit aus den 60ern, zum besten gab. Das Publikum hätte durchaus noch eine Zugabe vertragen, denn die Stimmung in Dudenhofens Festhalle war auf dem Siedepunkt angelangt. Mit gut 120 äußerst kurzweiligen Minuten wurde man allerdings bestens bedient auf die Heimreise geschickt. Traditionsgemäß mischten sich die HBBler nach der Show fröhlich unter das wartende Fanvolk - eine Band zum Anfassen... und zum Liebhaben ;-))
 

Band:
Chris Farlowe (Lead-Vocals)
Gert Lange (Lead-Vocals, Rhythm Guitar)
Clem Clempson (Lead Guitar, Vocals)
Adrian Askew (Hammond B3, Nord Stage, Vocals)
Michael "Bexi" Becker (Bass, Vocals)
Hans Wallbaum (Drums, Vocals)

Setliste
HBB "solo":
01. Rockin' Chair
02. Make My Day
03. Trouble Man
04. Back To The Bone
05. Can't Last Forever
06. It Ain't Right
07. Into The Night
08. Hold Back

mit Chris Farlowe:
01. Jealous Man (Crazy About My Baby)
02. Lonesome Road
03. Don't Wanna Sing The Blues
04. Fog On The Highway
05. Shaky ground
06. Don't Wanna love You
07. Hard To Get Along With
08. Sing The Blues For You
09. Easy As That
10. All Or Nothing

Zugaben:
11. Got What I Want
12. Out Of Time